Heutzutage ist es völlig normal mit Füller, Kugelschreiber, Bleistift, Buntstiften und Co. auf Papier zu schreiben oder zu malen. Aber worauf und mit welchen Mitteln haben die Menschen eigentlich in der Antike geschrieben? Heute bringen wir euch die Schrift der alten Römer etwas näher, die bis heute in abgewandelter Form an Grundschulen gelehrt wird.
Römische Zahlen kennt jeder und die Mehrheit kann sie auch lesen. Sie werden schließlich heute noch beispielsweise für Ziffernblätter oder für die Nummerierung von Buchkapiteln verwendet. Aber wie sieht es eigentlich mit der alten Römer-Schrift aus der Antike aus?
Da die alten Römer noch kein Papier kannten, schrieben sie zunächst mit Tinte auf meist geweißte Holztafeln. Später wurden diese von römischen Wachstafeln abgelöst. Im Laufe der Zeit wurden Texte und Schriften dann auf Schriftrollen aus Papyrus festgehalten. In der Spätantike folgte darauf das teure Pergament.
Römische Wachstafeln sind rechteckige Schreibtafeln, die in der Regel aus Holz bestehen und manchmal auch aus Elfenbein oder Metall. Als Rahmen dienten mehrere Stege. Die sogenannte „tabulae ceratae“ war ein- oder beidseitig mit (schwarzem) Bienenwachs überzogen. In der Antike nutzten die Menschen die römische Wachstafel vor allem im Alltag, zum Beispiel für Schulaufgaben, Konzepte, Rechnungen oder Notizen.
Als Schreibgerät nutzen die alten Römer zweiseitige Griffel aus Bronze (stylus), Knochen (graphium), Holz oder Elfenbein. Mit der spitzen Seite konnten Sie Buchstaben in das weiche Wachs ritzen. Als Radiergummi diente die spatenförmige Rückseite des Griffels. Fehler konnten damit ganz einfach wieder glattgestrichen werden. Mussten größere Bereiche ausgebessert oder neu beschrieben werden, verwendeten die Schreiber einen breiten Spachtel als Radierer.
Römische Wachstafeln waren wiederverwendbar. Sie mussten einfach nur in der Sonne oder über Nacht auf einem warmen Ofen gelagert werden und schon war das Wachs wieder eine makellose und ebene Schreibfläche.
Oftmals wurden mehrere Tafeln zu einem Wachstafelbuch zusammengebunden, das auch Codex genannt wurde. Dies geschah mithilfe von Lederbändchen, Schnüren oder auch Metallscharnieren. Je nachdem wie viele Tafeln die Römer zusammenbanden, entstanden daraus diptycha, triptycha oder polyptycha – also Zwei-, Drei- oder Vieltafeln.
Vertrauliche Briefe oder Dokumente verschnürte der Absender und versiegelte die Bindung anschließend mit heißem Wachs und dem Abdruck seines Siegelrings. Ein intaktes Siegel garantierte, dass den Inhalt kein anderer gelesen hatte.
Für alle DIY-Fans da draußen gibt es in diesem Video eine ausführliche Anleitung zum Wachstafel selber machen. Also Materialien kaufen, Griffel in die Hand nehmen und Schreiben wie die alten Römer.
Alle Texte, die von Dauer sein sollten, wie beispielsweise literarische Texte, private und öffentliche Urkunden, Protokolle oder Briefe, schrieben die Menschen im antiken Rom auf Papyrus. Diese „Schreibunterlage“ wird aus dem Stengelmark der ägyptischen Papyrusstaude hergestellt und wurde meist als Schriftrolle angeboten. Hierfür wurden die einzelnen Papyrusbögen verleimt und auf Holz, Elfenbein oder Metallstäbe aufgerollt. Das Format variierte zwischen 20 – 25 cm Höhe und 8 – 10 m Länge.
Zum Beschreiben und Lesen wurden die Schriftrollen vom rechten Stab ab- und auf den linken Stab aufgerollt. Die Niederschriften wurden in einzelne Kolumnen (Spaltensatz, vom lateinischen „columna“, Stütze/Säule) aufgeteilt. So blieb beinahe der gesamte Text auf den Stäben und nur die Spalte des Abschnittes, der gerade bearbeitet oder gelesen wurde, war sichtbar.
Als die römische Wachstafel durch Papyrus bzw. Pergament ersetzt wurde, schrieben die alten Römer darauf mit dem sogenannten Calamus. Dabei handelt es sich um ein zugespitztes Schreibrohr, das schräg angeschnitten wurde und eine gespaltene Spitze hatte – ähnlich, wie bei einer heutigen Feder. Damals nutzten die alten Römer meist schwarze Tinte, die aus Gummiarabikum, Holzkohle, Ruß und kaltem Wasser bestand. Für rote Tinte wurden statt Ruß eisenoxydhaltige Erden, das sogenannte Ocker, verwendet. Als „Tintenkiller“ diente ein einfacher Naturschwamm.
Der Calamus wurde in ein Tintenfass eingetaucht und dann zum Schreiben auf Pergament angesetzt, wie ein ganz normaler Stift. Allerdings musste das Schreibrohr oft neu angeschnitten bzw. „gespitzt“ werden, da sich das harte Material schnell abnutzte. Füllhalter in der Art gibt es auch heute noch, beispielsweise von Schreibgeräteherstellern wie Kaweco.
Ab dem 4. Jahrhundertkamen dann Gänsekielen als Schreibgeräte zum Einsatz. Diese konnten einen kleinen Tintenvorrat speichern und ermöglichten somit schnelleres Schreiben. Gänsekielen waren damit sozusagen die Vorreiter von Kolbenfüllern und später Patronenfüllfederhaltern.
Dir Schreibfeder wie wir sie heute kennen, wurde erst Ende des 18. Jahrhunderts erfunden.
Tipp: Wie schön Texte mit einer simplen Feder, eingetaucht in Tinte, aussehen können, erfahrt ihr in unserem Beitrag „Modern Calligraphie“. Das passende Werkzeug dazu gibt es im PapierFischer Onlineshop.
Das lateinische Alphabet des antiken Roms entstand in etwa 650 v. Chr und leitete sich vom griechischen Alphabet ab. Es bestand ursprünglich aus 20 Buchstaben, denn die alten Römer hatten kein G, I, J, U, W, Y und Z. Erst viele Jahrhunderte später wurden diese Buchstaben nach und nach aus dem griechischen Alphabet ins lateinische Übernommen. G, Y und Z sollten speziell die Schreibweise von Fremdwörtern erleichtern. J, U und W dienten dazu, Konsonanten und Vokale besser unterscheiden zu können.
Im Gegensatz zu uns heute, verwendeten die Römer keine Satzzeichen und hatten auch keine geregelte Groß- und Kleinschreibung. Die Schrift war zudem extrem schräg bzw. kursiv.
Die römische Schrift „Capitalis Monumentalis“ galt in Bezug auf Form, Ästhetik und Proportion als das Ideal der lateinischen Schrift. Die Großbuchstaben unseres heutigen Alphabets stammen direkt davon ab. Aus der Capitalis Monumentalis“ entwickelte sich im Laufe der Zeit die römische Majuskel-Kursive. Diese Kursivschrift bestand komplett aus Großbuchstaben (lat. maiusculus für „etwas größer“) und diente schnell als Alltagsschrift, weil sie einfacher zu schreiben war. Mit der Zeit bekam diese Alltagsschrift handschriftliche Züge, aus der sich zahlreiche Ligaturen (Buchstabenverbindungen) herausbildeten. Auch erste Ober- und Unterlängen entstanden, aus denen sich die Anfänge unseres heutigen Kleinbuchstabenalphabetes ableiten.
Die Schrift der Römer fasziniert euch? Dann probiert die römische Majuskel-Kursive doch einfach selbst aus. Das komplette römische Alphabet gibt es hier als Download.
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